Die Geschichte der Klosterbrauerei...
… ist eine bewegte. Klar. Mehr als 400 Jahre Braugeschichte. Offiziell. Oder mehr als 600 Jahre. Inoffiziell. Weil ein bisserl was halt auch schon um 1400 immer gegangen ist.
Offiziell, inoffiziell, illegal, legal. Ist doch immer dasselbe. Bekannt ist, dass die Augustinerchorherren von Alters her gebraut haben. Weil: Liquida non frangunt ieunum – Flüssiges bricht das Fasten nicht. Deshalb war Bier in den Klöstern quasi Grundnahrungsmittel. Besonders während der Fastenzeit galt das Bier den Mönchen, die hart arbeiteten und wenig zu essen bekamen, als flüssige Nahrung. Täglich waren bis zu fünf Mass erlaubt.
Selbstverständlich wurde auch in Baumburg gebraut. Für den Eigenbedarf, jaja. Die Chorherren durften mit ihrem Bier keinen Handel treiben, Braugerechtigkeit bestand für das Kloster keine. Was die Mönche nicht wirklich davon abhielt, ihr Gebräu zu verkaufen. Das beweist die Baumburger Bierzech‘ vom 28. April 1406. Verkaufen durften die Chorherren ihr Bier eigentlich nicht, dennoch schrieben sie offensichtlich Rechnungen. So wurde mit der Bierzech dem Klostertafernwirt Kaspar Haitenthaler „pier zu ain pfund pfennig“ in Rechnung gestellt. Klostertafernwirt? Pier? Öha. Das war’s dann mit der Mär vom Eigenbedarf. Zumindest scheinen nach der Fastenzeit die Restbestände gewinnbringend an den Mann gebracht worden zu sein.
Wobei Eigenbedarf gerade in der Fastenzeit in Baumburg schon eine Hausnummer gewesen sein dürfte. Um die 200 Menschen waren im Stift zu versorgen. Kloster, Heim, Schule, die Altenmarkter Waffen- und Nagelschmiede. Da kam schon was zusammen.
Wie man pier praut
Ab 1612 – also in der Amtszeit von Probst Urban Stamler (1587–1622) – durfte das Bier dann verkauft werden. Der Zeitpunkt gilt als offizielles Gründungsjahr der Brauerei. Allerdings war der Probst, der sowieso eher als Weintrinker galt, mit der Qualität des Gebräus wenig einverstanden. Aber Bruder Kellermeister hatte ihm statt des sauren Kremsländers Braunbier zum Mahle verordnet, weil dem Probst der Stress eh schon auf die Leber schlug. Die Prozesse gegen Ladislaus Oswald, Graf von Törring und Tengling zum Stein und Pertenstein, der Rechte innerhalb des Klosters und an der Traun für sich beanspruchte, die gschlamperten Verhältnisse mit zwei Weibern, eine zu Baumburg, die andere zu Gars. Und dann noch die schlechte Gerstenernte und, daraus resultierend, das schlechte Malz und das minderwertige Bier. Außerdem schien der Brauer auch nicht gerade eine Zierde seines Handwerks gewesen zu sein. Es war nicht leicht, ein Probst zu sein.
Da musste was passieren. Der Kellermeister ersuchte um Unterstützung aus dem Kloster Andechs, deren Brüder für ihr „bekömlich pier“ bekannt waren. Der Probst war von der Idee, sich von einem Benediktiner helfen zu lassen, nicht sonderlich angetan. Aber es half halt nichts. Notgedrungen setzte er sein Siegel unters Hilfeersuchen. Er selbst aber hatte nichts mehr von der weisen Maßnahme seines Kellermeisters. Der Salzburger Fürsterzbischof Paris Graf Lodron und Herzog Maximilian I. von Bayern waren der Ansicht, Probst Stemler hatte es zu bunt getrieben – er wurde suspendiert. Der Klosterrichter ließ seine beiden Liebschaften im Alten Markt in Eisen schlagen. Darüber starb Probst Urban Stemler nach 35-jähriger Amtszeit in Baumburg.
Die Bemühungen des Andechser Bruders Meinrad, den Augustinerchorherren das Bierbrauen beizubringen, waren indes auch nicht unbedingt von Erfolg gekrönt. Die wollten sich von einem minderen Benediktiner einfach nicht sagen lassen, wie man „pier praut“. Da könnt‘ ja jeder kommen. Nach fünf Jahren kehrte er entnervt in seine Andechser Zelle zurück.
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