Die Chorherren werden enteignet
Napoléon Bonaparte hatte seinen Münchner Verbündeten für die Abtretung linksrheinischer Güter klösterlichen Ersatz versprochen. In München beeinflusste Minister Maximilian von Montgelas seinen Kurfürsten und späteren König von Bayern, Max I. Joseph, fast alle Klöster aufzuheben. Die Säkularisation nahm ihren Lauf. 1802 besuchte ein Abgesandter der Regierung, Hofrat Maier aus München, Baumburg. Er versammelte alle Klosterangehörigen, um ihnen den Übergang von kirchlicher in kurfürstliche Regentschaft zu bekunden. Alles Inventar und Vermögen wurde protokolliert und gelistet.
Viele Menschen verließen Baumburg, weil sie keinen Lohn mehr zu erwarten hatten. Aufhebungskommissär Endorfer hatte inzwischen die Abwicklung der Klostergüter in die Wege geleitet. Der Ausverkauf begann, 700 Jahre Klosterkultur kamen unter den Hammer. Der Fassbinder blieb nicht von der Auflösung des Klosters verschont und einige seiner wichtigsten Gerätschaften wurden versteigert. Der Braubetrieb kam gänzlich zum Erliegen, nur das im Keller gelagerte Bier durfte verbraucht werden.
Der Verkauf der Ländereien 1803 ließ sich erst bewerkstelligen, nachdem die Flächen in kleineren Parzellen angeboten wurden. Auch die Brauerei sollte verkauft werden. Die Kaufkraft im Ort war jedoch für solche Projekte zu gering. Im ganzen Land herrschte ein Überangebot. Die Lage hoch über dem Tal mit der schwierigen Wasserversorgung und dem einfachen Keller schreckte potenzielle Käufer ab. Auch der Absatz stagnierte und das Gebräu drohte zu versauern.
Die Brautätigkeit ruht
Als Retter bot sich der Kurfürstliche Hofkammerassessor Franz Joseph von Röckl an. Nachdem ein Kauf des Gesamtkomplexes ohne Kirche durch seine Sonderbedingungen scheiterte, beteiligte er sich an der Versteigerung – diesmal ohne Klostergebäude – und überbot einen einheimischen Mitbieter. Statt der geforderten 20.038 konnte er nur 3.501 Gulden zahlen. Erst nachdem ihm angedroht worden war, dass ihm sein Eigen entzogen würde und er deshalb einen Kredit aufgenommen hatte, konnte von Röckl im Februar 1804 zahlen. Er erwies sich jedoch als unfähig, die Brauerei zu führen. Auch alle anderen Einnahmequellen versiegten durch seine Misswirtschaft. Die Brauerei lag still, die Felder blieben unbebaut und die Bediensteten, die keinen Lohn mehr bekamen, bedienten sich an dem Wenigen, das noch da war.
Von Röckl halfen selbst die zahlreichen Prozesse gegen den Fiskus – 84 an der Zahl – nicht. 1814 gingen die Baumburger Realitäten in neue, diesmal einheimische Hände über. Der Fuhrmannkramer Egid Daxenberger ersteigerte die Landwirtschaft. Die Brauerei übernahm ein Mann vom Fach, der Wirt Michael Widl, beide aus Altenmarkt. Nach Widls Tod heiratete seine Witwe den Bürgermeistersohn und Kaufmann Ludwig Niggl aus Bad Tölz. Dessen Söhne Ludwig und Anton erbten die Baumburger Ökonomie, Brauerei und das Wirtshaus mit Posthalterei in Altenmarkt. Anton wurde die Landwirtschaft zugesprochen, Ludwig bekam Brauerei und Wirtshaus. Die Brüder glichen aber ihre Interessen durch Tausch aus. Ludwig wurde Besitzer des Meierhofs, während Anton die Altenmarkter Postwirtschaft zugesprochen bekam. Brauerei und Landwirtschaft waren wieder in einer Hand.
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